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christine lauterburg
         
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  Trilogie      
         
 

»Diotima« bildet den Abschluss einer Trilogie. Liebe, Lust, Kindesbefangenheit und Wahn sind die Initialen, mit denen in den einzelnen Stücken hantiert wird. Während in »phasenraum: oedipus« das Mutter-Sohn-Verhältnis dominiert, überwiegt in »Weiße Taube Luzifer« die Vater-Tochter-Beziehung.

Diotima hat keinen direkten Gegenpart. In unserem »mediamedialen spiel« wird das Wesen und die Komplexität der Liebe überprüft, die sich in widersprechenden, scheinbar ausschließenden Prinzipien manifestiert.

»Diotima« ist ein Zusammenspiel von Kunst, Wissenschaft und Mythologie. Mit dem Konstrukt der Dreifaltigkeit sollen die Grenzen einseitiger Betrachtung der Dinge aufgezeigt werden. Der Zuschauer wird dabei über sein sinnliches Erleben in die Komplexität der Wirklichkeit entführt. Es wird ihm ermöglicht, sich einer Welt zu öffnen, die weit über die vierdimensionale Raum-Zeit hinausgeht.

Der experimentelle Ansatz liegt in der Verwendung von Musik und Sound mit visuellen Projektionen. Es wird eine Symbiose aller sinnlichen und abstrakten Elemente angestrebt. Mit »Diotima« betreten wir eine vieldimensionale Ebene.

     
         
       
Bodo Sperr - Diotima - Oedipus
         
         
  Höhlengleichnis      
         
 

Stelle dir Menschen in einer unterirdischen Wohnstätte vor. Von Kind auf sind sie in dieser Höhle festgebannt. Sie sehen nur geradeaus. Aus der Ferne erscheint ihnen ein Feuerschein. Zwischen dem Feuer und den Gefesselten läuft ein Weg hin, auf dem Gerätschaften vorbei getragen werden.
Können solche Gefangenen, die von sich selbst nur die Schatten gesehen haben, nichts anderes für wahr gelten lassen als die Schatten der Gegenstände?
Wenn einer von ihnen entfesselt und genötigt würde, aufzustehen und  nach dem Licht emporzublicken und wenn man ihn weiterhin zwänge, seine Augen auf das Licht selbst zu richten, so würden ihn doch seine Augen schmerzen? Wenn man ihn dann noch gewaltsam durch den Aufgang aufwärts schleppte und nicht eher ruhte, als bis man ihn an das Licht der Sonne gebracht hätte, würde er diese Gewaltsamkeit nicht schmerzlich empfinden und sich dagegen sträuben? Zuletzt würde er jedoch die Sonne in voller Wirklichkeit schauen und ihre Beschaffenheit zu betrachten imstande sein.
Wenn ein solcher wieder hinabstiege in die Höhle und dort wieder seinen alten Platz einnähme, würden dann seine Augen nicht förmlich in Finsternis eingetaucht? Und wenn er nun wieder wetteifern müsste in der Deutung jener Schattenbilder, würde er sich da nicht lächerlich machen? Und würde es nicht von ihm heißen, sein Aufstieg nach oben sei daran schuld? Und würde es nicht heißen, dass schon der bloße Versuch, nach oben zu gelangen, verwerflich sei?

Platon, Der Staat

     
         
       
Bodo Sperr - Diotima - Kugelmensch
         
         
  Der Kugelmensch      
         
  Es gab bei den Menschen drei Geschlechter: das männliche, das weibliche und das mannweibliche – das androgyne Geschlecht. Ferner hatte jeder Mensch eine runde Gestalt, so dass Rücken und Seite eine Kugel bildeten. Dazu hatte ein jeder vier Arme und ebenso viele Beine und zwei einander gleiche Gesichter auf einem kreisrunden Hals.
Diese Menschen waren gewaltig an Kraft und Stärke und hatten hochfliegende Pläne, ja sie legten sogar Hand an die Götter.
Da hielten Zeus und die anderen Götter Rat, was sie mit ihnen anfangen sollten. Schließlich kam Zeus auf den Gedanken: »Ich glaube ein Mittel zu haben, wie die Menschen weiter bestehen könnten und doch von ihrer Frechheit abließen. Ich schneide jeden in zwei Teile; so werden sie schwächer und für uns zugleich nützlicher«.
Seither ist jeder nur das Bruchstück eines Menschen, zerschnitten wie die Flundern. Aus einem sind zwei geworden. Nun ist ein jeder auf der Suche nach seinem Gegenstück.

Aristophanes, Symposion
     
         
         
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